Schreiben von Hand … altmodisch?
Meine Schulzeit liegt nun schon etliche Jahrzehnte zurück. Seit einiger Zeit lese ich öfters Artikel, in denen der Einzug der neuen Technologien in den Schulunterricht propagiert wird. Mit Überschriften wie „Aus für den Füllfederhalter – mit dem iPad ins Klassenzimmer“ oder ähnlichen Titeln wird suggeriert, dass das Schreiben von Hand eine von Nostalgie geprägte Fertigkeit ist.
Leider sind meine alten Zeugnisse der Grundschulzeit nicht mehr auffindbar, aber ich kann mich noch daran erinnern, dass „Schönschreiben“ in den 60er Jahren an den Grundschulen in Baden-Württemberg ein eigenständiges Schulfach war. Und es war, zumindest in den Grundschultagen, verboten, mit Kugelschreiber zu schreiben. Aber war diese Vorgabe als Züchtigung zu verstehen?
In diesem Jahr feiert der Füllfederhalter seinen 130. Geburtstag. In der Ausgabe vom 12.02.2014 von „SPIEGEL ONLINE“ findet sich ein kurzes Interview, das dieses Jubiläum behandelt. Obwohl ich nicht allen Punkten des Gesprächs zustimmen kann, so gefällt mir die Formulierung von einem „bewussten Notieren“ als Charakterisierung des Schreibens mit einem Füllfederhalter. Ein weiterer Punkt, der im Gespräch genannt wird und sich sehr oft bewahrheitet ist, dass die Wahl des Schreibgeräts vernachlässigt wird. Der Plastik-Kugelschreiber mit Werbeaufdruck mag in bestimmten Situationen zweckmäßig sein, aber nicht immer schön.
Ist „schön“ nun gleichbedeutend mit „teuer“?
Nein. Diese Auffassung ist leider weit verbreitet. Es gibt Hersteller von Schreibgeräten, deren Produkte zuweilen das Schönheitsideal am Preis orientieren. Und es gibt Hersteller von Schreibgeräten, bei denen handwerkliche Kunst, Form und Gebrauchstauglichkeit im Vordergrund stehen und so die Produkte wertvoll gestalten.
Ob ein Schreibgerät in den oberen oder in normalen (= erschwinglichen) Preisregionen angesiedelt ist, das Schreiben von Hand ist einzigartig und sollte als wesentlicher Teil unserer Kultur gepflegt werden.